Science-Fiction in der Kornmühle

 

 

Mit einer spannenden Reise in die Zukunft endete die diesjährige LiLa-Spätlese-Saison. Zur 43. Ausgabe der beliebten Lesereihe begrüßten Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff das Publikum in der gut besuchten Kornmühle. Als Gastautoren waren diesmal Sascha Vennemann und Wolfram Hörmeyer eingeladen.

 

Musikalisch eingestimmt wurden die Gäste von Willi Esser, der mit dem zur Jahreszeit passenden Titel Fresenhof von Knut Kiesewetter die richtige Atmosphäre schuf. Danach eröffnete Sascha Vennemann den Abend und stellte sein neues Buch Frozen Metropolis – Ein Permafrostroman vor. In naher Zukunft, so der Autor, stürzt die Welt ins Chaos: Der Mond gerät aus seiner Umlaufbahn, die Gezeiten spielen verrückt, Naturkatastrophen verwüsten die Kontinente – eine neue Eiszeit bricht an. In den Ruinen der einstigen Megacity Metropolis kämpfen die Menschen ums nackte Überleben.

 

Nach einem kurzen Gespräch mit Mathias Meyer-Langenhoff, in dem Vennemann über seine bisherigen schriftstellerischen Erfahrungen sprach, las er den Prolog seines Romans. Schnell war das Publikum mitten im Geschehen und verfolgte gebannt die Kämpfe zwischen fanatischen Kultisten und den Bewohnern Metropolis‘, die sich in einer Kirche verschanzt hatten. Auch das zweite Kapitel war spannend: Vennemann zeichnete darin eindrucksvoll das Leben in einer gefrorenen Welt und ließ die Zuhörer die Kälte und Bedrohung förmlich spüren. Unwillkürlich drängte sich der Gedanke auf, wie nah manche dystopischen Bilder an die Gegenwart heranreichen.

 

Anschließend stellte Wolfram Hörmeyer seinen Roman Männerdämmerung vor, den dritten Band seiner Trilogie Zukunftsmusik. Auch er blickte in die Zukunft – allerdings ohne Außerirdische oder fantastische Superhelden. Stattdessen entwarf er ein Zukunftsbild, das auf wissenschaftlichen und historischen Grundlagen beruht und erschreckend real wirkt.

 

Im Mittelpunkt steht der Versuch des Homo sapiens, die Fehler seiner sozialen Entwicklung zu korrigieren und dem Untergang der Zivilisation entgegenzuwirken. Gleich zu Beginn konfrontiert Hörmeyer die Zuhörer mit einer apokalyptischen Szene: Ein Bombenangriff zerstört einen Staudamm, Wassermassen reißen ganze Täler mit sich, die Erde wird von Hunger, Angst und Tod beherrscht. Der Protagonist flieht in eine einsame Berghütte, um dort – abgeschieden von der Welt – seine Gedanken in ein Diktiergerät zu sprechen. „Dem Tod fehlt das Grauen“ und „Die Demokratie hat sich ideologisiert“ sind nur zwei der Sätze, die Hörmeyer in die Stille der Hütte legt. Seine Vision: Eine von Männern dominierte Welt, die sich selbst zugrunde richtet – und Frauen, die das Ruder übernehmen. Damit gewann er die Sympathie vieler Zuhörerinnen, ließ aber auch durchblicken, dass jede Revolution ihre Schattenseiten hat.

 

Nach der Pause traten die Gastgeber selbst ans Mikrofon. Mathias Meyer-Langenhoff ließ seine pensionierte Lehrerfigur Alex Wittig erkennen, dass Reisen mit dem Camping-Caravan nicht immer reine Erholung bedeuten. Martin Liening griff in einem Gedicht humorvoll die Diskussion um die EU-Vorgabe auf, Begriffe wie „Wurst“, „Steak“ und „Schnitzel“ künftig nicht mehr für vegane oder vegetarische Produkte zu verwenden. Es folgte ein Text, mit dem Titel Alles in Allem /  ein Chatsalatgedicht mit Cut, in dem er die klasssiche Messengerkommunikaion aufs Korn nahm.

 

Für eine süße Überraschung sorgte in der Pause Peter Böker, gelernter Koch, mit selbst gebackenen LiLa-Keksen in Form von Brillen und Pistolen. Liebevoll mit lila Zuckerguss verziert und einzeln verpackt, trugen sie dazu bei, das Spendenaufkommen für den Förderverein der Nordhorner Kinderklinik zu erhöhen.So endete eine abwechslungsreiche Spätlese-Saison mit einem Abend voller Zukunftsvisionen, gesellschaftlicher Reflexionen und liebevoller Details – ganz im Sinne der LiLa-Tradition.

 

 

 

             Martin Liening, Mathias Meyer-Langenhoff und Willy Esser

                                              Sascha Vennemann

                               Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff

                                                    Willy Esser

                                             Wolfram Hörmeyer                                                 

        Von links nach rechts: Sascha Vennemann, Wolfram Hörmeyer, Martin Liening, Mathias Meyer-Langenhoff, Willy Esser und Peter Böker

                            LiLa Brille und Pistole von Peter Böker gebacken

Hier findet die LiLa Spätlese statt: Kornmühle Nordhorn, Mühlendamm 1b                                                                    Die Kornmühle liegt im Herzen der Nordhorner Innenstadt. Urkundlich erwähnt wurde die Kornmühle erstmals im Jahre 1396. Seit Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Wasserkraft der Vechte am Standort Nordhorn zum Kornmahlen genutzt. Wann das erste Mühlengebäude errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Das jetzige Mühlengebäude stammt vermutlich aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Der Abschlussstein in der Vorderfront links oberhalb der Eingangstür besagt: "Ab ovo Renovata Anno MDCCXCII", übersetzt heißt das "von Grund auf renoviert anno 1792". Im Jahre 1873 wurde zusätzlich der Betrieb einer Sägemühle aufgenommen, die im Ersten Weltkrieg auch zur Erzeugung von Elektrizität genutzt wurde. 1931 erfolgte die Umstellung vom Wasserrad auf Turbinenkraft. Mittels dieser Neuerung wurde u. a. Roheis hergestellt. 1970 wurde der wirtschaftliche Betrieb eingestellt. Im Jahr 1989 wurde die Mühle restauriert und von der Stadt Nordhorn übernommen. Heute dient die Kornmühle als Veranstaltungsort für Konzerte und Ausstellungen

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Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff