Heimische Literaten bei der 40. LiLa Spätlese
Es war eine besondere Ausgabe der LiLa Spätlese, zu der Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff eingeladen hatten. Insgesamt zum 40. Mal begrüßten sie Gastautoren in der Kornmühle. Begonnen hatte alles im Jahr 2011, seitdem bieten sie 3 Mal im Jahr heimischen Literaten eine Bühne. Sylvia Deloy und Frank Hauswald waren der Einladung gerne gefolgt und stellten ihre neuen Romane vor. Die gebürtige Nordhornerin und seit vielen Jahren in Köln lebende Deloy las Auszüge aus dem dritten Band ihrer Trilogie „Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ und Frank Hauswald führte in sein Werk „Glitzerminuten“ ein.
Zu Beginn ließen es die Gastgeber sich jedoch nicht nehmen, die vierzigste LiLa Spätlese angemessen zu würdigen. Während Liening schmunzelnd von einer Begegnung mit einem älteren Herrn berichtete, der davon überzeugt war, es handele sich um vierzig Jahre LiLa Spätlese, trug Meyer-Langenhoff, festlich gekleidet mit Jackett und lila Fliege, sogar ein Gedicht über die Spätlese im Heinz - Erhardt - Stil vor.
Sylvia Deloy, die unter dem Pseudonym Isabell Schönhoff ihren Dreiteiler über das Erbe der Greiffenbergs im Lübbe Verlag veröffentlicht hatte (https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/saga/das-erbe-der-greiffenbergs-hoffnungsvolle-aussichten/id_10298252), präsentierte im Anschluss ausgewählte Passagen aus dem dritten Band. Mit warmer und gekonnter Vortragsstimme stellte sie nach der Schilderung der Rahmenhandlung die wichtigen Charaktere ihrer Familiensaga vor. Es ist Silvester und die von Greiffenbergs versammeln sich in ihrer Residenz am Chiemsee. Sie betreiben ein Feinkostunternehmen, das diverse Krisen mit Hilfe der ältesten Tochter Pauline überwunden hat. Zugleich lernt man u.a. die jüngere Schwester Antonia kennen sowie einen der Brüder mit Namen Ferdinand. Die Autorin schildert mit feiner Beobachtungsgabe die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern, Spannungen und Konflikte deuten sich an. Zudem gelingt es ihr mit genauen Landschaftsbeschreibungen den Chiemsee im Winter vorzustellen. Ein unbekannter Bewohner im Bootshaus vermittelt zudem schon im zweiten Kapitel Spannung. Fazit, eine klassische, dynamisch erzählte Familiengeschichte mit vielen unterschiedlichen Charakteren.
Auch Frank Hauswald führte zunächst das Publikum in seinen Roman ein und nahm es mit zu einem Tauchgang in das Verletzlichste im Menschen - die Seele, wie er einleitend feststellte. Er vermittelte den Zuhörenden eine Vorstellung eines Krankheitsbildes, das einen Menschen, hier die Hauptprotagonistin Jessica Morton-Ehrenberg, aus dem Leben genommen hat. Sie leidet unter einer psychischen Störung, die man als Cotard-Syndrom bezeichnet. Menschen mit dieser Störung haben die wahnhafte Überzeugung, tot zu sein. Das Publikum in der Kornmühle begleitet den Freund der Familie und Psychiater Noah Wildmann auf eine Autofahrt mit der Patientin zu dem Komaspezialisten Robert Thys nach Belgien. Hauswald gelingt es, eine tragische und zugleich faszinierende Geschichte zu erzählen, die jenseits des Erklärbaren liegt und die Zuhörer schnell in den Bann zieht. Dass sich hinter dem tragischen Schicksal der Patientin eine noch viel verstörendere Wahrheit verbirgt, deutet sich bereits an.
Nach der Pause betraten die Gastgeber die Bühne und frönten ihrer Lust zu Scherz und Satire. Mathias Meyer-Langenhoff amüsierte das Publikum mit der neuen Karriereplanung seines Alter Egos Alex Wittig, der nach seiner Pensionierung in die Politik gehen will, Martin Liening gab Gedichte, Zungenbrecherverse und Alltagsbeobachtungen zum Besten, die die Besucher zum Schmunzeln brachten.
Zwischen den Lesungen sorgte Hartmut Meyer für die musikalische Unterhaltung mit von ihm aufgenommenen Begleitklängen aus seinem Tonstudio, zu denen er live in der Kornmühle am E-Piano bekannte und sehr eingängige Pop-Balladen, u.a. von Sting, vortrug. Er begeisterte zwischen den Lesungen das Publikum als gekonnter musikalischer Brückenbauer. Der Erlös der Veranstaltung kommt nach Abzug entstandener Kosten ein weiteres Mal dem Förderverein der Nordhorner Kinderklinik zugute.
Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff
Hartmut Meyer
Frank Hauswald
Sylvia Deloy
Von links nach rechts: Martin Liening,Frank Hauswald,
Hartmut Meyer, Sylvia Deloy und Mathias Meyer-Langenhoff