Poesie, Spannung und Humor in der 38. LiLa Spätlese 

 

Die 38. Auflage des Autor:innenforums LiLa Spätlese bot im ersten Teil eine Krimilesung und Lyrik vom Feinsten.

 

Marc Stroot, seines Zeichens Lehrer in Lingen für Spanisch, Geschichte und Kunst, las zunächst aus seinem jüngstes Werk  „Ein Stück Tod, bitte“. Ein sogenannter Cosy-Krimi, der sich von den Thrillern mit reichlich Action, Mord und Totschlag durch einen eher gemächlichen Erzählstil unterscheidet. So war es nicht verwunderlich, dass Stroot seine Protagonistin in dem ersten Kapitel seines neuen Buches ausführlich vorstellte. Das Publikum erfuhr, dass sie in einem typisch englischen Landhaus wohnt, gerne Kuchen mag, eine ordnungsliebende Lehrerin ist und Margret Rutherford heißt. Dass Stroot ihr den Namen der legendären englischen Darstellerin der Miss Marple Marple aus den Agatha Christie Krimis gegeben hatte, war natürlich kein Zufall. Sofort hatte man als Zuhörer englische Landhäuser vor Augen. Allerdings war die Hauptprotagonistin in Stroots Krimi erst 35, was angesichts der kriminalisierenden wesentlich älteren Film-Miss Marple ein wenig in die Irre führte.

 

Dass der Autor auch härteren Stoff verfassen kann, deutete er anschließend in dem Prolog zu seinem Erstling „Ich will nur spielen“ an. Finstere Stimmung und eine angsteinflößende Atmosphäre wurde bereits nach wenigen Zeilen deutlich.

 

Jutta Over, bereits zum zweiten Mal bei der LiLa Spätlese zu Gast, präsentierte eine Mischung aus kurzen Geschichten und Gedichten. Die studierte Biologin hat zwei Leidenschaften, wie sie selbst sagte, Natur und Lyrik. Und das wird in ihren Büchern deutlich. Sie begann mit zwei sehr aktuellen Gedichten, die sich mit der bedrohlichen und der romantischen Seite des Hochwassers befassten. In „Der Deich und der Fluss“ zeichnete sie in eindringlichen Versen und schnellem Rhythmus die Hochwasserbedrohung unweit von ihrem Garten nach. Es vermittelte eindrucksvoll Eindrücke von der Macht der Natur und der Fragilität des menschlichen Daseins. Wie romantisch und schön die Verbindung von Wasser und Pflanzen allerdings auch sein kann, verdeutlichte sie in ihrem zweiten Gedicht über Weidenbäume am Rheinufer, die ihr wie Weidenfrauen erschienen. Zudem zeigte Over ihre humorvolle Seite. So setzte sie sich mit der Frage auseinander, warum Mücken sirren und wie der Steinzeitmensch dieser Insekten Herr wurde.  Da durften das Feigenblatt als den Intimbereich bedeckendes Kleidungsstück und auch die Keule als Waffe nicht fehlen. Dass die Autorin einen Schlag auf diesen Körperteil zur Erledigung der Mücke als eine evolutionistische Sackgasse bezeichnete, nahm das Publikum schmunzelnd zur Kenntnis. Auch die Geschichte „Diverses vom eigenen Hühnerhof“ erfreute die Zuhörer:innen.

 

Nach der Pause betraten wie immer die Gastgeber die Bühne und frönten ihrer Lust zu Scherz und Satire. Mathias Meyer-Langenhoff ließ seinen Lehrer Wittig einmal mehr den schulischen Alltag erläutern, diesmal aus der Sicht eines Pensionärs mit Zusatzvertrag. Dabei kamen humorige Betrachtungen über Sportlehrer und eigene Erfahrungen als jugendlicher Teilnehmer von Bundesjugendspielen nicht zu kurz. Und selbstverständlich standen auch wieder Bezüge zum aktuellen Bildungs- und Personalnotstand an Schulen im Mittelpunkt. Martin Liening gab Gedichte und Traumerfahrungen zum Besten. Als passionierter Sammler von Bildern mit Hochrad fahrenden Männern befasste er sich mit der Evolution des Radfahrens, es folgte eine lyrische Betrachtung der vier Jahreszeiten mit Bezug zu einem unbekannten Verfasser aus dem 16. Jahrhundert. Abschließend trug er unter dem Titel „Grummeln und Grübeln“ eine Parabel über derzeitige Ausgrenzungsbestrebungen gegenüber Minderheiten und gewalttätige Auseinandersetzungen vor. Assoziationen zu aktuellen politischen Krisen lagen auf der Hand. Was passiert eigentlich, so Liening, wenn es zu Grenzkonflikten und Auseinandersetzungen zwischen Emsländern und Grafschaftern käme?    

 

Zwischen den Lesungen sorgte Hartmut Meyer wieder für die musikalische Unterhaltung. Diesmal trug er aus aktuellen Gründen eine Auswahl klassischer Protestlieder wie „Where have all the flowers gone“ vor und animierte das Publikum zum Mitsingen. Am Ende durfte natürlich der mit Martin Liening gemeinsam gespielte Abschlussblues nicht fehlen. 

        Von links nach rechts: Hartmut Meyer, Marc Stroot, Jutta Over,

Martin Liening, Mathias Meyer-Langenhoff und Peter Böker

Hier findet die LiLa Spätlese statt: Kornmühle Nordhorn, Mühlendamm 1b

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Martin Liening und Mathias Meyer-Langenhoff